Fleischfressende Pflanzen

Pflanzen gelten oft als stille, ruhige und sanfte Lebewesen. Doch der Schöpfer zeigt seine Macht auf vielfältige Weise, wenn es die Weisheit erfordert. Zum Beispiel können in einem Sumpf Pflanzen mit auffälligen, attraktiven, leuchtend roten Blättern auftreten. Die runden und gezackten Blätter bieten ein faszinierendes Bild. Während wir sie bewundern, sehen wir eine Fliege auf einem Blatt landen. Wir beobachten, wie sie zwischen plötzlich geschlossenen Blättern gefangen ist und sich langsam auflöst. In diesen seltsamen Vorgängen spüren wir einen merkwürdigen Zauber.

Auf der Erde sind viele Kunstwerke ausgestellt. Jedes von ihnen ist ein Meisterwerk, das aus erlesenen Edelsteinen gefertigt ist. Mit ihrer hohen Kohlenstoffspeicherkapazität und ihrer Funktion als Wasseraufbereitungsanlage gehören auch die Sümpfe zu diesen wunderbaren Dingen. Obwohl sie nicht besonders nährstoffreich sind, bieten die Sümpfe vielen Tieren und auch außergewöhnlichen Pflanzen einen Lebensraum. Eine dieser Pflanzenarten, die mit ihrer faszinierenden Schönheit und ihren außergewöhnlichen Eigenschaften herausstechen, sind die fleischfressenden Pflanzen.

In feuchten Sümpfen steigt der Säuregrad durch chemische Stoffe aus dem Zersetzungsprozess der Pflanzen. Das verhindert, dass Mikroorganismen die toten Organismen vollständig zersetzen, was zu einem Mangel an Nährstoffen im Boden führt. Pflanzen in solchen Umgebungen können daher nicht alle benötigten Mineralien aufnehmen. Der Schöpfer stellt diesen Pflanzen jedoch Insekten zur Verfügung, die wichtige Nährstoffe enthalten. Fleischfressende Pflanzen, ohne komplexe Organe wie Gehirn oder Augen, fangen diese Insekten mit faszinierenden Mechanismen ein und gewinnen durch Verdauungsenzyme die fehlenden Mineralien.

Fleischfressende Pflanzen sind auf allen Kontinenten außer der Antarktis zu finden. Eine der am weitesten verbreiteten Gattungen ist Drosera, auch als Sonnentau bekannt, von der etwa 250 Arten existieren. Davon sind etwa 165 Arten endemisch in Australien, das heißt, sie kommen nur in dieser Region vor.

Der Sonnentau

Mit ihren roten Tentakeln, die von glänzenden Tröpfchen bedeckt sind, und ihren grünen Blättern wirkt der Sonnentau sehr attraktiv. Die Tröpfchen sind klare, klebrige Mukopolysaccharid-Sekrete, die von den Tentakeln ausgeschieden werden, um Beute zu fangen. Eine in der Nähe fliegende Fliege wird von den glänzenden und wohlriechenden Tröpfchen angezogen und landet auf den Tentakeln, woraufhin sie von der klebrigen Falle umschlossen wird. Je mehr sie versucht, sich zu befreien, desto stärker wird sie festgehalten.

Die Sonnentau-Pflanzen reagieren auf die Stimulation ihrer Drüsen mit einer Bewegung in Richtung der Beute, die durch eine schnelle Änderung der Flüssigkeitskonzentrationen in den Zellen durch eine physiologische Reaktion namens „Turgor“ entsteht. Die klebrigen Tentakel am Rand des Stiels blockieren den Weg der Beute, während klebrige Tröpfchen an der Spitze der Drüsen an ihr haften bleiben und ein Entkommen verhindern. Gleichzeitig werden Enzyme ausgeschieden, um die Beute zu verdauen, indem sie Proteine, Kohlenhydrate und Fette auflösen. Die entstandenen flüssigen Nährstoffe werden von der Blattoberfläche absorbiert. Nach Abschluss der Verdauung und erneuter Öffnung des Blattes bleiben nur die unverdauten, harten Schalenreste des Insekts zurück.

Die bemerkenswerteste unter den Sonnentau-Pflanzen ist die Art Drosera glanduligera mit ihren Katapulttentakeln. Diese Tentakel sind sehr berührungsempfindlich und haben an ihrer Basis einen gelenkigen Bereich. Dank dieser interessanten Ausrüstung kann die Pflanze ihre Beute in etwa 65 Millisekunden zum konkaven Zentrum der Drüse schleudern.

Venusfliegenfalle

Die Fangorgane fleischfressender Pflanzen, wie Tentakel, Fallen oder Katapulte, sind komplexe Strukturen, die geschaffen wurden, um selbst sehr bewegliche Insekten zu fangen. Diese Organe sind mit mechanischen und elektrischen Sensoren ausgestattet, die das schnelle Schließen der Falle auslösen. Wenn die Beute den Sensor berührt, wird die viskoelastische Energie, die im offenen Zustand der Falle gespeichert ist, in einem Augenblick freigesetzt.

Wenn ein Insekt auf dem Blatt der Venusfliegenfalle landet, schließt sich dieses sofort. Auf jeder Hälfte des zweigeteilten Blattes befinden sich drei Auslöserhaare, die für die Erkennung der Beute zuständig sind. Wenn ein Insekt auf dem Blatt läuft und eines dieser Haare berührt, bereitet sich die Falle vor, schließt sich jedoch nicht sofort. Erfolgt innerhalb von etwa zwanzig Sekunden nach dem ersten Kontakt ein weiterer Kontakt, senden mechanische Rezeptorzellen ein elektrisches Signal, das sich über die gesamte Oberfläche der Falle ausbreitet und die Schließbewegung auslöst. Auf diese Weise verwandelt sich das Blatt der Pflanze in eine zweiflügelige Falle. Dieser Mechanismus sorgt dafür, dass das Blatt nur auf potenzielle Beute reagiert. Es schließt sich nicht bei Berührung durch Regen oder anderen unbedeutenden Reize, wodurch unnötiger Energieverlust vermieden wird. Dieses Ereignis veranschaulicht auf wunderbare Weise das Prinzip der Effizienz, das im Universum beobachtet wird.

 

Wenn durch die anderen Haare festgestellt wird, dass es sich um eine Proteinquelle handeln könnte, wird die Beute durch eine feste Umklammerungsbewegung im Blatt eingeschlossen. Das Blatt wird dabei fast wie ein Magen umgestaltet, Verdauungsenzyme werden ausgeschieden und das Insekt wird verdaut. Diese Schließbewegung, die etwa eine Sekunde dauert, ist die schnellste Bewegung in der Pflanzenwelt. Das erneute Öffnen des Blattes kann bis zu 12 Stunden dauern, während die Verdauung etwa zwei Wochen in Anspruch nimmt.